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Vortrag LC Hannover - Wietzeaue ,09.03.2004 etc.

Prof . Dr.Karl-Wilhelm Fritz , LC Lüchow

Die moderne Medizin als Grenzgänger

Herr Präsident , verehrte Lionessen , liebe Lionsfreunde ,
meine sehr verehrten Damen und Herren .

Herzlichen Dank für die Einladung nach Hannover , meiner alten Wirkungsstätte, der ich gerne nachgekommen bin. Wenn ich zu der Thematik "Die moderne Medizin als Grenzgänger " reden soll ,dann ist es wohl unumgänglich , an die vielen Diskussionen der letzten Zeit zur Gesundheitsreform zu erinnern , die teils berechtigt , teils aber von grossem Unverstand geprägt sind . Wenn Gesundheit das höchste Gut des Menschen ist , dann sollte es einfach sein , aus ethischen, religiösen oder einfach aus rein menschlichen Gründen heraus klare Richtlinien zu erarbeiten und mit den Menschen höflich umzugehen , die sich tagtäglich , auch unter Einsatz der eigenen Gesundheit, um das Wohl der Menschen kümmern. Medizin war schon im Altertum vor Christi Geburt neben Politik, der Religion und der Philosophie eine der wichtigsten Wissenschaften und der Eid des Hippokrates ist vielen Menschen ein fundamentaler Begriff .Erste Krankenhäuser (sog.Valendarien) wurden von den Römern in denen von ihnen besetzten Gebieten errichtet , in Germanien war dies in Neuss. Jaroslav Hrasek lässt den braven Soldat Schwejk in seinem danach benannten Buch über die Ärzte den Satz sagen : Immer ging es mir gut , aber dann geriet ich in die Hände der Ärzte" - eine Bemerkung , die zum Schmunzeln veranlasst. Medizin war primär eine fast reine Handwerkskunst ,geriet zeitweise in die Hände der Alchimisten und Geistheiler ,dann war es eine Naturheilkunde ist aber durch das Erheben von handfesten reproduzierbaren Daten und Therapiemöglichkeiten bei einer Perfektion angelangt ,die an Faust`sches Gedankengut im Prolog denken lässt .
Der Philosoph und Wissenschaftler Gottfried Wilhelm Leibniz ,ein Zeitgenosse J.S.Bachs , war sicherlich einer der Letzten,der das gesamte Wissen seiner Zeit überblickte,wie ich mich kürzlich noch einmal in seiner Biografie vergewissern konnte. Aufgrund von pausenlos erhobenen Daten ist es heute kaum noch möglich, einen Überblick über eine Zelle zu haben. Alle 5 Jahre verdoppelt sich zum Beispiel das Wissen in der Medizin, ebenso wie in der Physik und der Chemie. Dadurch ist es unausweichlich geworden, dass durch diese Leistungsexplosion in der Medizin die Möglichkeit des medizinisch machbaren sich in den vergangenen 20 Jahren dramatisch erhöht hat und dass, falls es heute noch nicht der Fall ist, es aber mit größerer Sicherheit zu erwarten ist, wir binnen kurzer Zeit einen Zustand erreicht haben werden, wo wir sagen müssen, dass trotz Ausschöpfung aller noch bestehenden Rationalisierungen¸ die medizinische Versorgung möglicherweise aus finanziellen Gründen begrenzt werden muss. Ich stelle dies aber noch einmal als Hypothese in den Raum, da ich der Überzeugung bin, dass Geld da ist, es aber falsch verteilt ist. Auch wenn es nicht wahrgenommen werden will, ich kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass wir eine Zweiklassenmedizin bekommen werden bzw. schon haben und die Daten von Rürup- und Herzogkommission untermauern dies. Aus dem breiten Spektrum der Medizin möchte ich auf 5 Probleme eingehen, die nicht nur in der Öffentlichkeit heiß diskutiert werden, sondern auch heftigst im wissenschaftlichen Kämmerchen.

1. die Transplantationsmedizin
2. die Forschung mit embryonalen Stammzellen
3. das Klonen
4. die Präimplantationsdiagnostik
5. die Molekularbiologie und die Molekulargenetik

1. Transplantationsmedizin

Ca. 100 Jahre sind es her, dass man im Tierexperiment bei Hunden Nieren transplantierte,was aber nicht von Erfolg gekrönt war. In den 30er-Jahren wurde eine erfolgreiche Nierentransplantation durchgeführt an eineiigen Zwillingen. Es musste erfolgreich sein, da zwischen den beiden Personen eine genetische Identität bestand. Es konnte hier zu keiner Abstossung des Implantates kommen, auf das ich später eingehen werde. Die moderne Transplantationsmedizin begann vor ungefähr 50 Jahren in den USA mit der Transplantation von Nieren. Spektakulär war es, als am 03.12.1968 in Kapstadt im Groote-Schuur-Krankenhaus Prof. Dr .Barnard zusammen mit seinem Bruder die erste Herztransplantation vornahm. Jeder kennt den Chirurgen , aber keiner den Namen des Anästhesisten ,der ihm diese Operation ermöglichte.Er hiess T.O.Donnovan.Der Patient überlebte 17 Tage. Die zweite Transplantation bei dem Zahnarzt Blaiberg war aber schon von einer ungefähr 2-jährigen Überlebensrate gekrönt. In Deutschland war seit Anfang der 70er-Jahre die Medizinische Hochschule Hannover unter den Professoren Borst und Pichlmayr federführend in der Transplantationsmedizin und es war mir vergönnt ,über viele Jahre mit diesen Chirurgen als Anästhesist in Augenhöhe sehr erfolgreich zusammenzuarbeiten. Primär wurden lediglich Nieren transplantiert, später aber nach entsprechenden tierexperimentellen Vorarbeiten auch Lebern, danach Herzen (im letzten Jahr wurde das 20-jährige Jubiläum der ersten Herztransplantation an der MHH begangen), dann Herz-Lungen, Einzel- und Doppellungentransplantationen sowie Bauchspeicheldrüsenverpflanzungen. Eine besondere Stellung der Transplantation nimmt die Knochenmarkstransplantation ein bei bösartigen Systemerkrankungen des Blutes. Der limitierende Faktor gegenwärtig in der Transplantationsmedizin ist die Anzahl der fehlenden Spenderorgane in der Bundesrepublik. Vor ca. 4 Jahren warteten ca. 11.000 Menschen in der BRD auf ein Spenderorgan, das ihnen ein Leben bzw. Überleben garantieren würde. Inzwischen sind es ca. 14.000 Menschen, Tendenz steigend. 80 % dieser potentiellen Empfänger warten auf eine Niere, deutlich darunter liegen die Empfängerzahlen für Herz und Leber und ein weiteres zahlenmäßiges Absinken ist zu verzeichnen bei den Patienten, die auf eine Lungen- oder Pankreastransplantation warten. Was uns Medizinern sehr viel Kopfzerbrechen bereitete war die Tatsache, dass es kein Transplantationsgesetz gab und man in einem rechtsfreien Raum Spitzenmedizin betrieb. Ende 1997 unterzeichnete aber der damalige Bundespräsident Herzog ein Transplantationsgesetz, das von den Politikern Seehofer und Dressler im Wesentlichen ausgearbeitet worden war. Man entschied sich in der Bundesrepublik Deutschland für eine sogenannte erweiterte Zustimmungslösung. Dies bedeutet, dass neben der persönlichen Zustimmung zu einer Organspende, erkenntlich an einem Organspenderausweis, bei einem potentiellen Hirntod auch nahe Angehörige einer Organentnahme zustimmen können. Welche Möglichkeiten gibt es aber, um Patienten eine Überbrückungszeit zu gewährleisten, wenn sie auf ein Spenderorgan warten und innerhalb einer gewissen Frist sterben würden. Bei der Nierentransplantation ist dieses Problem gelöst durch die Dialyse, darüber muss man nicht mehr diskutieren. Eine besondere Herausforderung stellt aber die Herztransplantation dar, wenn ein Spenderorgan fehlt. Vor ungefähr 20 Jahren wurden in den USA Systeme entwickelt, parallel zu Forschungen in Deutschland in dem Universitätsklinikum Steglitz , mit denen man ein Versagen des Herzens von außen her unterstützen wollte (so genanntes Bridging). Die so behandelten Patienten verstarben aber alle innerhalb kürzester Zeit. Inzwischen sind diese Hilfssysteme (Berlin-Heart, Lion-Heart) so klein geworden, dass sie auch dem Patienten eine gewisse Bewegungsfreiheit garantieren. Angeschlossen an die rechte und die linke Herzkammer können über ausgeleitete Schläuche und spezielle Pumpensysteme das venöse und arterielle Blut aus dem Kreislauf ausgeleitet bzw. eingespeist werden. Man ist aber abhängig von einem externen Energiesystem. Auch hier hat es inzwischen einen Fortschritt gegeben. Mit Hilfe von Induktionsströmen kann ein brustkorbpositionierter Akku für ca. 2 Stunden die zum Pumpen benötigte Energie bereitstellen. Dadurch ist ein Ausleiten eines Schlauchsystems vom Herzen zu einer außenliegenden Pumpe überflüssig. Es muss nicht erwähnt werden, dass diese Systeme sehr teuer sind und ganz speziellen Indikationen vorbehalten werden. Leute, die ein solches System angeschlossen bekommen, haben keinen tastbaren Puls mehr, weil der Blutfluss kontinuierlich ist. Ausgesprochen große Probleme bereitet ein akuter Leberausfall (z.B. bei Pilzvergiftungen), wenn Synthese und Stoffwechselleistung der Leber komplett daniederliegen. Auch hier hat man inzwischen ein System,das das Kürzel MARS trägt, entwickelt, das die Entgiftung des menschlichen Organismusses kurzfristig bewerkstelligen kann, was sonst durch die Leber durchgeführt wird. U.a. wird dieses System auch in Rostock vertrieben , eingesetzt und weiter erforscht. Um eine höhere Anzahl an Spenderorganen bei der Leber zu erreichen, ist man in spezifischen Fällen dazu übergegangen, ein Leber-Splitting durchzuführen. Das bedeutet, dass aus einem Spenderorgan zwei Spenderteile gefertigt werden können, die zwei Empfängern transplantiert werden. Bei Kindern behilft man sich in dringenden Fällen mit einer Leberlebendsegmentspinde. Damit ist gemeint, dass ein Teil der Leber von Vater oder Mutter auf das Kind, das einen Organausfall hatte, transplantiert werden kann. Die Technik ist aber nur wenigen Universitätskliniken vorbehalten, die das operative Procedere beherrschen (Hamburg, Essen ,Hannover). Einzel- und Doppellungentransplantationen werden im wesentlichen an der Medizinischen Hochschule Hannover und an den Kliniken, wo Schüler von Prof. Dr. Borst hingegangen sind ,durchgeführt(Kiel,Homburg,Jena). Auch bei akutem Lungenversagen eines Schwerverletzten oder bei einem Lungenversagen infolge eines so genannten Sepsissyndroms kann über eine begrenzte Zeit durch eine extrakorporale Membranoxygenierung Leben aufrechterhalten werden. Hier wird das venöse Blut aus dem Körper herausgeleitet, über eine Sauerstoffanreicherungsmaschine (Oxygenator) geführt und von dort wieder in den Körper eingespeist. Die Komplikationen dieser Technik sind aber sehr hoch und auch nur zeitlich begrenzt einsetzbar. Experimentell hat man inzwischen in den USA eine künstliche Lunge entwickelt, die auch in den Brustkorb eingepflanzt werden kann (NOVA - LUNG). Das Tiermodell, an dem hier erprobt wird, ist das Schaf. Diese künstliche Lunge hat die Größe einer überdimensionalen Coladose und ist ein System von Membranen, über die das lebensnotwendige Sauerstoffgas ausgetauscht werden kann und CO² abgegeben wird. Ein klinischer Einsatz wird in ungefähr 5 - 10 Jahren möglich sein .Kürzlich konnte ich dieses System in Bremen anschauen und erklärt bekommen. Die Nieren- Pankreas-Transplantation erfolgt bei den Patienten, die unter einem Diabetes leiden und bei denen üblicherweise auch ein terminales Nierenversagen entsteht .Das Prinzip hat sich klinisch inzwischen sehr bewährt. Führend auf diesem Gebiet in Deutschland ist das Universitätsklinikum Großhadern in München. Um weiterhin den Mangel an Spenderorganen zu beherrschen, ist man auf die Xenotransplantation gekommen. Bei dieser Methode versucht man, auf das menschliche Genom umgesteuerte Schweinelebern in den Menschen zu transplantieren. Forschungsmäßig steckt man hier noch in den Kinderschuhen und klinisch einsetzbar wird diese Methode ungefähr in 10 Jahren sein. Tierexperimentell hat man aber genetisch umgesteuerte Schweinelebern Pavianen transplantiert und dabei Überlebenszeiten von ca. 3 Monaten erreicht. Verändert wurde an der Leberzelloberfläche ein sog. Zuckerenzym , das beim Urzustand zu einer sofortigen Transplantatzerstörung führen würde durch das Abwehrsystems des Empfängers .Die Gefahr bei dieser Transplantation besteht darin, dass die umgesteuerte Schweineleber, die gegen gewisse Viruserkrankungen unsensibel war, sensibilisiert wird. Dieses Problem muss erst gelöst werden bevor ein klinischer Einsatz erfolgt. Würde dies gelingen, hätte man ein großes Reservoir bezüglich des Spenderorgans Leber. Die Idee , von unserem nächsten menschlichen Verwandten Organe zu entnehmen und dies wäre der Schimpanse scheitert an der Tatsache, dass die dazu geeignete Schimpansenspezies vom Aussterben bedroht ist und die Stoffwechselwege in der Leber anders ablaufen. Summierend lässt sich aber Folgendes sagen, die Transplantationsmedizin hat große Fortschritte erzielt. Auch die Inzidenz, dass das transplantierte Organ vom Empfänger abgestoßen wird, ist immer geringer geworden durch die Entwicklung des Cyclosporins und seiner Folgemedikamente. Organspende ist in der Bundesrepublik Deutschland und auch in den anliegenden europäischen Staaten ein Akt der Freiwilligkeit und hat nichts mit Organhandel zu tun. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass ein Transplantationstourismus in Entwicklungsländer führt (z. B. Indien), wo mit Organen gehandelt wird. Davor ist nur zu warnen, denn ein Großteil der Empfänger kommt mit Infektionskrankheiten wie z. B. Hepatitis oder HIV-Erkrankungen nach Hause. Ein Land, das einen hohen Stand an Transplantationstourismus entwickelt hat, ist die Türkei. In einem türkischen Journal wurde berichtet, dass 27 % der Nierenempfänger, die in Indien eine Niere gekauft haben, HIV -erkrankt zurückkamen. Inzwischen gibt es schon von Seiten eines Transplantationschirurgen den Vorschlag, dass man die Nierenspende nicht nur als Verwandtenspende, sondern auch darüber hinaus ermöglichen soll. Patienten, die sich zu einer solchen Spende melden, sollten einen Bonus von Seiten des Gesetzgebers bekommen, z.B. Steuerfreibeträge, geringere Beiträge in der Krankenversicherung etc. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass hier eine Merkantilität entstehen könnte, die ausgewachsene Blüten entwickeln kann. Mit zarter aber sicherer Hand sollte von Gesetzgeberseite aus hier gesteuert werden. Aber : Gibt es gegenwärtig politische Kompetenz ? Ohne Gewissenbisse zu bekommen ,kann man frank und frei Nein sagen.

2. Stammzellenforschung
Stammzellen sind menschliche Zellen, die noch alle Möglichkeiten der menschlichen differenzierten Entwicklung haben. Das heißt, in ihnen liegt noch die Möglichkeit vor ,sich in eine Leberzelle, eine Knochenmarkzelle oder z. B. eine Nervenzelle zu entwickeln.
Stammzellen können gewonnen werden aus Embryonen, es ist aber noch bei Erwachsenen möglich. Das Züchten von Stammzellen, das heißt das Herstellen von Embryonen zu Forschungszwecken ist in der Bundesrepublik Deutschland noch verboten. Ich sage bewusst "noch" verboten. Führend in dieser Forschung in der BRD ist ein Team in Bonn unter der Leitung des Prof. Dr. Oliver Brüstle, der nach langem zähen Ringen erreicht hat, dass embryonale Stammzellen zur Forschung aus Israel eingeführt werden dürfen. Der Hintergrund dieser Forschung besteht darin, dass Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer möglicherweise dadurch kausal therapiert bzw. bekämpft werden können. Ob dies tatsächlich gelingen wird ist gegenwärtig noch nicht abzusehen. Die Inzidenz, dass aber mit Hilfe dieser Forschung der Therapieprozess sich entscheidend verändern könnte, ist jedoch hoch. Eine Entscheidung der EU erscheint auch etwas unlogisch. Man hat sich dem deutschen Votum des Embryonenschutzgesetzes angeschlossen ,setzt aber deutsche Steuergelder frei zur Stammzellforschung in EU Ländern ,die diese Forschung lockerer sehen. In Grossbritannien ist eine grosszügige Stammzellforschung erlaubt und die Wissenschaft wird uns dort wieder weglaufen Auch ist in der BRD wieder eine Diskussion losgetreten worden , ob nach einem "Rendezvous von Keimzellen" im Reagenzglas oder der Petrischale schon die menschliche Würde beginnt. Dies erscheint insofern merkwürdig ,da sich hier wieder weltumspannende Organisationen stark machen, die sich früher nicht zu schade waren ,Frauen u.a. wegen eines "bösen Blickes" als Hexe auf den Scheiterhaufen zu schicken oder todbringende Waffen zu segnen. In den USA ist die Forschung mit embryonalen Stammzellen erlaubt, aber nur mit den Zelllinien, die gegenwärtig existieren. Eine Weiterentwicklung, um andere Zellenreihen aufzustellen, ist bedingt durch eine Intervention des amerikanischen Präsidenten George W. Bush verboten worden. Ähnlich, wie bei seinen militärischen Eskapaden, ist der amerikanische Präsident hier wieder schlecht beraten und zu kurz gesprungen. Wenn man schon eine Forschung mit embryonalen Stammzellen erlaubt, dann sollte man auch die neuen Zelllinien der Forschung freigeben. In den Augen eines wissenschaftlich denkenden Menschen erscheint dieses Verbot als sinnlos und kann in Michael Moore`s Buch "Stupid white man " aufgenommen werden.

3. Klonen
Klonen bedeutet, dass man von einem Individuum oder auch von einem Teil eines Individuums einen Abdruck herstellen kann. Technisch verläuft es so, dass man aus einer fremden Zelle (z. B. einer Hautzelle) den Zellkern entfernt, und die sind ja bekanntlich das Erbmaterial, und fremdes Erbmaterial zum Klonen in die Zelle implantiert. Bekannt ist das Schaf Dolly, das so gezeugt wurde. Diese Medizin ist mit hohen Komplikationen belastet und bei dem Schaf Dolly benötigte man 277 Klonversuche, um ein Schaf herzustellen. Dolly hatte eine genetische Mutter (Zelllieferant aus dem Euter),eine Eizellmutter (Kernlieferant) und eine Leihmutter(trug den künstlich gezeugten Embryo aus).,Auch hat man im Tierversuch schon erreicht , Individuen zu zeugen ohne männliche Intervention : Was kommt auf uns Männer zu .Werden wir zu einem Auslaufmodell und ich erinnere in diesem Zusammenhang an einen Leitartikel des Spiegels vor ca. 6 Monaten .Bislang gibt es ja nur eine Spezies ,wo das Männchen die Nachzucht austrägt : Das Seepferd. Dolly alterte auch sehr schnell und musste vor einem knappen Jahr eingeschläfert werden. Abgesetzt von dem kompletten Klonen eines Individuums ist das therapeutische Klonen zu betrachten. Hier werden entkernten menschlichen Eizellen Kerne aus Körperzellen eingesetzt ,woraufhin sie zu kleinen Embryonen mit einigen hundert Zellen heranwachsen. Ihnen entnehmen Wissenschaftler dann die Stammzellen, die sich zu Körpergewebe jeder Art weiter entwickeln lassen. So kann man z. B. Haut-, Herz- oder Lebergewebe herstellen, das genetisch dem Spender des ursprünglichen Zellkerns entspricht. Dieses geklonte Gewebe könnte dann dem Spender eingepflanzt werden im Falle eines Versagens seiner Organe.Ein koreanisches Forscherteam erregte dadurch Aufmerksamkeit bei einem kürzlichen Kongress in den USA . Das ungelöste Problem ist aber hier, dass nur Klonen innerhalb eines Individuums möglich ist und ein Zellkern nicht homolog übertragen werden kann ,d.h. auf die Zelle eines anderen Individuums .Ebenfalls waren hier mehrere hundert Anläufe notwendig,um zu diesem Ergebnis zu kommen. Auch entwickeln inzwischen Experimentalbiologen ein 3-D-Verfahren zur Organanzüchtung, wo neben dem ursprünglichen Organ auch versorgende Blutgefäße einbezogen sind. Sollte das therapeutische Klonen gelingen, so ist keine Immunabwehr bei der Transplantation mehr zu befürchten. In Deutschland sind das Klonen von Komplett-Individuen und das therapeutische Klonen verboten. Auch der Vorsitzende der Bundesärztekammer Prof. Dr. Hoppe spricht sich gegen diese Art der Medizin aus. Angeführt werden hier ethische Gesichtspunkte, die dagegen sprechen würden. Aber um die Diskussion zu beleben und zum Nachdenken zu bringen, erlaube ich mir folgendes dazu zu sagen:
Um die Stammzellen, mit denen geklont werden kann, zu gewinnen, muss es zunächst zu dem Zeugen eines Embryos und dessen Abtöten kommen und hier erhebt sich die Frage, ob Embryonen kompletten Menschen gleichgestellt sind. Papst, EKD, Bundesverfassungsgericht und auch das Parlament bejahen dies. Auch der nationale Ethikrat ist in der Mehrzahl dieser Meinung. Ob das nun ein rationales Denken ist oder Angst vor der eigenen Courage muss sich an folgender Überlegung messen lassen: Verhütungsmittel vom Typ der Spirale dienen heute dazu, befruchtete Eizellen an der Implantation in die Uterusschleimhaut zu verhindern.Diese befruchtete Eizelle kommt ja nicht in Zwei-, sondern im Mehrzellstadium in den Uterus, da die Befruchtung im Eileiter stattfindet. Wenn sie den Uterus erreicht, ist sie bereits ein Zellhaufen, der Embryo genannt wird. Dies heißt: hier kommt es zur Verhinderung menschlichen Lebens im Sinne der oben genannten Institutionen, das sich weiterentwickeln kann, was auch beim therapeutischen Klonen für die Wissenschaft umgesetzt wird. Soll man nun eine Frau, die so verhütet, als potentielle Mörderin hinstellen? Diese Gedanken wurden vor nicht allzu langer Zeit in einem großen deutschen Wochenmagazin abgehandelt. Wenn man diese Gedankengänge auf die Waage legt , so müsste jede Trägerin einer Verhütungsspirale zu einer potentiellen Mörderin abgestempelt werden. Unlogisch ist dann auch die Aussage des EKD-Ratsvorsitzenden Bischof Prof.Dr.Huber, den ich kürzlich bei einer Ansprache zur Kant-Würdigung hörte. Er befand es richtig ,dass sich ein Vater für die Familie, ein Soldat sich für sein Land opfert bzw. sein Leben einsetzt .Konsequent gedacht wäre dann hier , wenn ein Zellhaufen, der nicht alleine lebensfähig ist, das Attribut Menschenwürde aber schon haben soll ,ebenfalls zu diesem Opfer herangezogen werden kann . Oder noch kritischer: Jedes Land der Welt ,das eine Wehrpflicht oder auch Soldatenpflicht kennt ,müsste unter diesen Kautelen auf Zeugung verzichten, denn aus Embryonen werden Kinder ,später Erwachsene , die potentiell geopfert werden könnten. . Geht man einmal von dem Prinzip des Lebens aus, so bedeutet Leben immer das Erhalten der Art und das Erhalten des Lebens. Da Letzteres eines der höchsten Gebote ist für den Mediziner oder für den medizinisch tätigen Menschen, so sollte diese Frage neu überdacht werden. Erinnern möchte ich in diesem Zusammenhang auch daran, dass Forscher in Staaten wie Israel, USA ,England und Südkorea mittlerweile auf diesem Forschungssektor einen derartigen Forschungsvorsprung gegenüber der Bundesrepublik erreicht haben, der über lange Zeit von uns nicht aufzuholen sein wird.
Zweifelsohne wird es den Wissenschaftlern in diesen Ländern in absehbarer Zeit gelingen ,ein optimales Zellgewebe herzustellen, um eventuell den Mangel an Transplantationsorganen zu reduzieren.
In diesem Zusammenhang weise ich noch einmal auf die Forschungsergebnisse der Südkoreaner hin ,die kürzlich in den USA vorgestellt wurden. Deutschland wird, wie auch auf den Gebieten der Gentechnologie, über die ich hier nicht reden möchte, wieder erfolgreich an das Ende der Forschung lanciert werden. Bezogen auf das Wirtschaftswachstum haben wir das ja bereits erfolgreich erreicht. Erwähnen möchte ich auch ,dass japanische Wissenschaftler einen künstlichen Uterus entwickelt haben , in dem eine Ziege heranwächst. Welchen Sinn eine solche Forschung macht , ist nicht abzusehen ,aber bei solchen Entwicklungen fallen meist Nebenprodukte von hoher Relevanz ab,wie z.B. in der Weltraumforschung . Und Forschung lässt sich auch durch Gesetze nicht aus der Welt schaffen . Wenn ein Land verbietet , wird munter in einem anderen weiter entwickelt . Unser Land befindet sich gegenwärtig in der forschungsmässigen Todeszone . Der Exodus der qualifizierten Forscher wird zunehmen in den nächsten Jahren . Denn die verlassen uns , nicht die Arbeitsunwilligen.Um aufzuholen ,werden jetzt Eliteuniversitäten gefordert .Solange sich aber die Politik verglichen mit fussballerischem Niveau intellektuell in der unteren Kreisklasse befindet,ist diese Forderung als absurd zu betrachten. Auf die Stammzellforschung wurde man in den letzten Tagen wieder aufmerksam durch eine Rede der Forschungsministerin Cypries an der Humboldt-Universität , ausserdem durch Ergebnisse zweier deutscher Forscher (Karin Hübner und Hans Schöler ) ,die -wie sollte es anders sein -in den USA mit hoher Relevanz forschen . Ihnen gelang es , aus einer Stammzelle im Mäuseversuch eine Eizelle herzustellen, also einen Schritt zurück .Dies war bis vor kurzem für unmöglich gehalten worden . Hier wird eine weitere Dimension aufgetan. Auch weise ich noch auf ein Statement des Bioethikers Jens Reich hin ,der darauf hinweist ,dass man sich wohl nie einigen werde ,wann menschliches Leben beginnt.Ist es die Verschmelzung der Gameten, die Einnistung des frühen Keims in die uterine Schleimhaut oder erst die Geburt? Und der dann die Frage stellt -ich auch: Was ist , wenn es mit Embryo-Stammzellen doch Therapieerfolge gibt ? Die im Moment schon durchgeführte Therapie am Infarktherzen mit Stammzellen u.a. in Rostock und Frankfurt, halte ich für wissenschaftlich noch nicht genügend abgesichert.

4. Präimplantationsdiagnostik
Bei der Präimplantationsdiagnostik sollen Zellen von Embryonen untersucht werden, ob bei ihnen genetische Risiken vorliegen bezüglich organischer Missbildungen. Nachdem dies bekannt war, ging durch Teile der Gesellschaft ein Aufschrei, der last not least in der Tatsache mündete, dass ein Designerbaby entstehen solle. Es entsteht nämlich durch ein genetisches Make up eine Keimbahn ,die irreversibel ist für alle Folgegenerationen ohne die Zustimmung des Patienten ,der sich noch in der Retorte befindet. Der nationale Ethikrat, der sich mit der Präimplantationsdiagnostik zu beschäftigen hatte, beantwortete diese Möglichkeit medizinischen Tuns mit einem Jein. Zweifelsohne gibt es eine begrenzte Anzahl von Paaren, die einen Kinderwunsch haben, wobei aber mehrfach eine bestehende Schwangerschaft wegen Missbildung nicht zum Austragen kam wegen genetischer Malformationen. Die Anzahl der Paare, die eine Präimplantationsdiagnostik in Anspruch nehmen würde, bewegt sich aber statistisch gesehen in der BRD in einem 100er-Bereich und nicht in einer Größenordnung, wie primär von vielen Gegnern behauptet wurde. Auch soll es kein Designerbaby sein, sondern man möchte Paaren, die diese Problematik fürchten und bei denen Risiken bestehen, die Möglichkeit geben, ein gesundes Baby zur Welt zu bringen. Ketzerisch kann ich dazu sagen, dass gegenwärtig wenig Geld für den Gesundheitsetat vorhanden ist oder man gibt vor, es gäbe zu wenig Geld und ich wiederhole noch einmal, es ist falsch verteilt. Schaut man einmal in die Heime, wo Behinderte behandelt werden, so sieht man, dass dort ein personeller Kahlschlag stattgefunden hat, ähnlich wie in Krankenhäusern, wo eine vernünftige Pflege von Behinderten und Kranken immer begrenzter und manchmal kaum noch möglich ist. Und wenn man nun die Möglichkeit hat, dieser Gefahr zu begegnen, so sollte man wirklich gut abwägen, ob man dies wirklich verbietet. Wirtschaftlichkeit und Ethik stehen hier gegenüber. Beide müssen bemüht werden, um hier einen vernünftigen Konsens zu finden.
5. Molekularbiologie und Molekulargenetik
Ich persönlich halte diese beiden Forschungsgebiete, mit denen ich mich seit einiger Zeit durch Lesen von viel Fachliteratur beschäftigt habe, für das Brisanteste, was die Medizin zu bieten hat. Ein Zellkern besteht aus Chromosomen, die aus der sogenannte DNS-Spirale aufgebaut sind. DNS bedeutet Desoxyribonukleinsäure. Die gewisse Anordnung von kleineren Bauteilen in der DNS nennt man Gene. Inzwischen hat man viele Orte entdeckt, wo Krankheiten auf diesen Genen manifestiert sind und sicherlich kann man eines Tages mit Hilfe der Molekularbiologie kranke genetische Bruchstücke in den Chromosomen auswechseln.Zum Einbau dieser DNS-Stücke braucht man aber einen Träger (Carrier) und dies könnten Viren sein, die entsprechende Bruchstücke in die DNS-Spirale einbauen. Die Molekularbiologie setzt aber einen enormen sozialen Sprengstoff frei. Mit ihrer Hilfe kann man entdecken, ob sich Krankheiten, die zu einer früheren Morbidität oder Verrentung eines Menschen führen können, manifestieren. So könnte man z. B. entdecken, dass ein genetischer Code bei einem Menschen vorliegt, der später einen Diabetes, eine Herzerkrankung oder eine andere Stoffwechselerkrankung entstehen lässt. Ich erinnere mich noch an Artikel in der Fach- und auch Popularpresse aus dem amerikanischen Sprachraum, wo man darauf abzielte, bei der Einstellung von leitenden Angestellten, die sehr teuer sind, einen genetischen Code erheben zu lassen. Die Zukunftsromane von George Orwell und Aldous Huxley würden hier zum Fakt. Der Gedanke an sich dürfte wohl als absurd zu bezeichnen sein .Weiterhin kann man aber mit Hilfe dieser Genauswechslung bei Erbkrankheiten gesunde Kernbahnen entstehen lassen , die eine fatale Erbkrankheit beenden könnten. Wohin diese Reise geht ,ist noch ungewiss . Jedenfalls sollte man diese Idee der Genauswechslung beim kranken Menschen verfolgen , bei Gesunden (s.Designerbaby ) verbieten. Tierexperimentell kann man gentechnologsich z.B. bei einer Fliege ein Bein aus dem Kopf wachsen lassen,an verschiedenen Körperteilen Augen entstehen lassen etc. Alle diese modernen medizinischen Möglichkeiten sind insbesondere unter ethischen Gesichtspunkten zu betrachten. Hinter der Ethik hat die Wirtschaftlichkeit zurückzustehen. Als Mediziner sind einem aber heutzutage enorme Fesseln angelegt und immer öfter gerät man in einen Gewissenskonflikt.

Meine Damen und Herren, ich habe Ihnen innerhalb einer kurzen Zeit versucht, Topmedizin gut verständlich darzulegen, die für einen enormen gesellschaftlichen Sprengstoff sorgt. Erweitern möchte ich das doch ganz kurz um die politische Seite der Medizin, die gegenwärtig ein fast unlösbares gesellschaftliches Problem darstellt. Meinungen und Gegenmeinung über die Finanzierbarkeit unseres Gesundheitswesens geistern durch die Medien. Wo Dichtung und Wahrheit versteckt liegen, kann man als Spielball bezeichnen. Es erhebt sich die Frage: ist wirklich zu wenig Geld da oder ist es fehlverteilt. So lange - und dies war vor einigen Monaten im Spiegel zu lesen - Politiker wie Waigel, Bötsch, Schwarz-Schilling etc. von der inzwischen nicht mehr existierenden Kirch-Media-Gruppe pro Jahr für ein so genanntes Abnicken (Beraterverträge) zwischen 150 000 und 400.000 € als Bonus bekamen, kann man nicht von zu wenig Geld in dieser Gesellschaft sprechen. Diese Summen muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Auch könnte ich noch über eine weitere Problematik reden, die heute in unserem Sozialsystem sehr stark vernachlässigt wird. Es ist die Fragestellung von Sterbegleitung. Bei dieser Problematik kommt man an die Wurzeln der Ethik zurück, die Spinoza in seinem Buch "Ethik" sehr deutlich beschrieben hat. Abendfüllend könnte ich dann über Gesetze reden, die anliegende europäische Staaten diesbezüglich haben.Mehrfach habe ich auch in politischen Talk-Shows und in einschlägigen Journals zu dieser Problematik Stellung bezogen. Wir dürfen beim medizinischen Handeln nicht zu einer galiläischen Zwangsoffenbarung gezwungen werden, die zwar vor einem Scheiterhaufen rettet, wobei aber der Satz, "und sie dreht sich doch", die Wahrheit bedeutet. Forschung wird in Deutschland immer kleiner geschrieben. Einer der Gründe mag dafür wohl der sein, dass intellektueller Mut in diesem Land immer mehr bestraft wird, da diejenigen die vom politischen Olymp aus -es ist wohl mehr Orkus- nach PISA und ELITE rufen, diese Studie wohl am ehesten benötigen. Die Qualität der gegenwärtigen Politik verdient wohl höchstens einen täglichen 5-minütigen Abspann in der Sesamstraße, wobei hier korrekterweise wieder zu bemerken ist, dass diese Sendung generell eine sehr lehrreiche Einrichtung für Kinder ist und warum Kinder schon so früh mit Lapidarität belasten .Und wenn man sieht ,wer von Seiten der Bündnisgrünen zum "Sturm " auf das Brüsseler Europaparlament ansetzt-dort sitzen die güldenen Töpfe für die Mitglieder- ,dann kann man nur kurzentschlossen das von Oswald Spengler in der Weimarer Republik geschriebene Buch "Der Untergang des Abendlandes " hervorholen und wie Thomas Mann in seinen "Buddenbrooks " feststellen ,dass das Minderwertige überlebt (e.g.Herr Grünlich ) ,das Hochwertige (Thomas ,Hanno) aber untergeht - eine Paradoxie der Bedürfnisse menschlichen Seins. Wie sagte doch kürzlich die gesundheitspolitisch Sprecherin der Bündnisgrünen: Bezogen auf die Altersversorgung hat man ein Mindestniveau erreicht . Politisch und intellektuell gesehen hat dies diese Regierung bereits vorgegeben. Wo befinden sich die deutschen Nobelpreisträger: an ausländischen Forschungsinstituten, wo sie Forschungsfreiheit und hohes Ansehen genießen .Bei der letzten Vergabe gingen die Deutschen aber leer aus. Kürzlich ging spektakulär durch die Medien, dass ein junger deutscher Wissenschaftler namens Thomas Zwacka gezielt embryonale Stammzellen verändert hat. Er konnte ein Krankheitsgen ausschalten. Was damit angestoßen wurde lässt sich noch nicht genau abschätzen. Aber: Herr Zwacka arbeitet in Wisconsin. Die Zeiten, wo ein deutschsprachiges Fachjournal an vorderster Front gelistet wurde, gehören schon lange der Vergangenheit an. Und wo befindet man sich als Arzt? Es ist schon schwer, sich immer wieder zu motivieren, wenn man tagsüber mit immer weniger Mitteln Hochleistungsmedizin betreiben soll, abends aber aus den Medien erfährt, dass man zu einer gesellschaftlichen Randgruppe geworden ist. Die Anzahl der Studienanfänger ist in den letzten Jahren immer weiter gesunken. Von den durchschnittlich im Jahr 11.000 Studienanfängern in der Medizin sind nach dem 4. Semester noch 9.500 tätig. Die Hälfte der Studienabgänger geht nicht mehr in den ärztlichen Beruf, zumindest nicht in der BRD, wandert ab nach Skandinavien, Niederlande, England oder Frankreich, geht in die Pharmaindustrie oder in das medizinische Management. Im Osten unserer Republik sind 38 % der Krankenhausarztstellen nicht mehr besetzt, im Westen 24 %, absolut gesehen ca. 2000 Stellen, Tendenz steigend. Dass viele Landpraxen nicht mehr nachbesetzt werden bei Altersausscheiden des Besitzers, ist auch kein Geheimnis. Und wenn Studium nicht mehr für die Altersversorgung angerechnet werden soll,wer geht dann noch mit Freuden zur Alma Mater .Quo vadis - medicina oder analog zu Cicero, der seine erste Rede In Catilinam mit den Worten beginnt " .Qou usque tandem Catilina ,patientia nostra abutere" "Wie lange, Catilina, willst du noch unsere Geduld missbrauchen"?. Ersetzt man Catilina durch Res publica (Staat), dann erkennt man die Schwäche unserer Republik, auch wenn gelegentlich die Demokratie doch noch funktioniert wie bei den letzten Landtagswahlen in Niedersachsen , Bayern und Hamburg zu bemerken war .Stellen Sie mich aber nicht in eine rechte Ecke. Wäre ich dies ,dann hätte ich in Hamburg das mir angebotene Amt des Gesundheitssenators übernommen .Dies war die falsche Partei, deren früherer Vorsitzender wohl das Buch "Das Haus in Montevideo " von Curt Goetz gelesen hat, denn dort bemüht er sich angeblich um einen vorgezogenen Alterssitz. Nun, nach Südamerika hat es viele verwirrte und fehlgeleitete deutsche Politiker gezogen,ob rot,ob braun . Komme ich noch einmal zu der Medizin zurück. Das Grundsatzurteil des europäischen Gerichtshofes wird Krankenhäuser und Mediziner vor fast unlösbare Aufgaben stellen. Es sind nicht genügend Mediziner da, die benötigt würden, um diese Schichtmodelle aufzubauen. Weiterhin soll auch das Geld nicht da sein, um neue Mediziner einzustellen. Kurz nach dem Urteil kamen die Aussagen von Herrn Ahrens (AOK) und Herrn Prof. Dr.Lauterbach (Berater von Frau Ulla Schmidt), dass die unendlichen Ressourcen des Krankenhauses ausgeschöpft werden sollten, um neue Arbeitszeitmodelle zu gestalten. Dann könne das Ganze kostenneutral geschaffen werden - eine Quadratur des Kreises . Ich beurteile das Urteil zunächst einmal wie das Buch von Generalfeldmarschall Erich von Manstein nach dem Zweiten Weltkrieg, das den Titel trug "Verlorene Siege".
Finanzielle Belastungen, die Mediziner hatten, kompensierten sie durch Nachtdienste. Dies wird bei diesem Gesetz nicht mehr gegeben sein, da die Grundlohnsumme nicht erhöht wird und die beträgt bei einem Assistenz-/Facharzt gegenwärtig 1.800 Euro netto . Sollte er eine Familie haben und noch Belastungen wie z. B. Abzahlen eines Hauses oder einer Wohnung, dann dekompensiert er unter diesem Gesetz. Die Ausbildung wird sich verlängern ,denn auch im Bereitschaftsdienst wurde ausgebildet. Es wird eine noch stärkere Flucht der deutschen Mediziner ins Ausland geben, wenn die Maßnahmen des Gesetzgebers greifen. Künftig wird an den Krankenhäusern nur noch einer gut verdienen: der leitende Manager ,der Rest dient und wird ausgelaugt .
Wie arbeitet so ein Management : 
Eine Weisheit der Dakota Indianer sagt .
Wenn Du entdeckst,dass Du ein totes Pferd reitest ,steig ab.
Welche Strategie verfolgt ein Krankenhausmanagement in einer solchen Situation :
1. Man besorgt eine stärkere Peitsche
2. Man wechselt den Reiter
3. Man sagt : So haben wir das Pferd schon immer geritten
4. Man gründet eine Arbeitskreis , um das Pferd zu analysieren
5. Man besucht andere Orte , um zu sehen , wie man dort tote Pferde reitet 
6. Man bildet eine Task Force , um das Pferd wiederzubeleben
7. Man stellt Vergleiche unterschiedlicher toter Pferde an
8. Man ändert die Kriterien,die besagen ,ob ein Pferd tot ist
9. Man kauft neue Leute von ausserhalb ein,um das tote Pferd zu reiten
10.Man überarbeitet die Leistungsbedingungen für Pferde
11.Man erklärt : Kein Pferd kann so tot sein , dass man es nicht noch
reiten kann
12.Man macht zusätzliche Mittel locker ,um die Leistungen des 
Pferdes zu erhöhen
13. Man engagiert einen Berater ,der den Umgang mit toten Pferden
schult
14.Man kauft etwas ,das tote Pferde schneller laufen lassen soll
15.Man erklärt ,dass das eigene Pferd ,, besser , schneller , und
billiger,, tot ist als andere
16.Wenn dies alles nicht hilft , erklärt man das Pferd endgültig für tot 
unter Fortzahlung der Bezüge an das Management 
Meine Damen und Herren :
Ich bin fast am Ende meiner Ausführungen angelangt ,die zum Nachdenken anregen sollen . Versucht habe ich, in verständlichen Worten zur modernen Medizin Stellung zu beziehen . Ich habe es aber auch als meine Pflicht angesehen , zur gegenwärtigen Gesundheitspolitik begrenzt Stellung zu beziehen , die von den Verantwortlichen zu einem Puzzle demontiert worden ist.Wenn ich mir überlege ,dass ich 1968 sehr stolz war ,aus 1000 Bewerbern einer der 25 Auserwählten zu sein ,die in Giessen einen Studienplatz für Medizin bekamen , so bedaure ich heute ,jemals Medizin studiert zu haben , wenn ich sehe, was aus diesem würdigen Fach durch die Politik gemacht wurde .Mit dieser Meinung stehe ich unter Medizinern nicht alleine da. Es wird mich aber nicht davon abhalten ,bis zum Ende meiner Lebensarbeitszeit für die mir anvertrauten Patienten einen weiterhin hohen Einsatz zu fahren .
Meine Damen und Herren , der Amerikaner Brockman bezeichnet unsere Zeit als die 3.Kultur . Die erste Kultur war die Zeit von Religion und Philosophie , wo Menschen wie Kant,Goethe und das Gros unserer Philosophen führte , die zweite Kultur der Zeitraum der grossen , wissenschaftlichen Entdeckungen (Einstein,Bohr,Planck,Heisenberg ,Rutherford,Curie, Dirac,Fermi).Die dritte Kultur wird als der Zeitraum bezeichnet , wo kompetente Wissenschaftler ihre Entdeckungen gut verständlich beschreiben und einer der führenden Köpfe ist der Engländer Stephen Hawking, dritter Inhaber -nach Newton und Dirac- des lukasischen Lehrstuhls. Seine Werke wie Einstein`s Traum,eine kurze Geschichte der Zeit und das Universum in der Nuss-Schale sind literarische Leckerbissen. Auch ich sehe u.a. meine Aufgabe darin , Wissenschaft verständlich an das Volk zu bringen ,damit daraus Nutzen gezogen werden kann . 
Lassen Sie mich meine Ausführungen mit den kritischen und fragenden Bemerkung beenden : Wer vermag schon zu sagen , ob das Kapitel Mensch im Rahmen der Evolution eine Odyssee mit positivem Ausgang oder eine klassische Irrfahrt ist ? Gesundheit ist das Vermögen,auch Krankheiten und Gebrechen gleichmütig , wenn auch nicht heiter und dankbar ,jedenfalls aber würdig und fruchtbringend zu ertragen. Denn : Unabhängig von allen biomedizinischen Bemühungen wird der Mensch sicher ein zerbrechliches ,bisweilen gebrechliches Wesen bleiben. Auch dies ist ein Zeichen seiner Qualität. Lassen Sie uns aber auch die Gläser erheben in der Hoffnung, dass dieses Land, das einmal die Zentrale der Dichter und Denker war, diese Ebene wieder erreichen möge.



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