Reisebericht 2 vom 25.3.2005 bis 3.4.2005

Seebebenhilfe Sri Lanka Dr. Ganepola

Vom 25.3.05 bis 03.04.05 waren wir wieder auf der vom Seebeben und Tsunami betroffenen Insel Sri Lanka, um unsere Hilfstätigkeiten vor Ort fortzusetzen. Diesmal begleiteten mich zwei technische Helfer der Feuerwehr Wörnitz, Herr Patrick Albert und Herr Dirk Scholtyssek.

Bei der Arbeit im Krankenhaus Hambantota half uns auch mein Sohn Stefan mit, der gerade in Sri Lanka ein Auslandspraktikum absolviert, und meine Frau stand mir ebenfalls hilfreich zur Seite.

Just in dieser Zeit, am 29.3.05 erging eine plötzliche Tsunami-Warnung nach einem Seebeben in Südostasien. Gott-sei-Dank war dieses jedoch zu schwach, um einen Tsunami auszulösen, in einigen Gegenden war es aber deutlich zu spüren.

Die Wirkung der Warnung war jedoch unübersehbar. Viele Menschen an der Küste wurden eilends evakuiert auf höher gelegenes Land. Die Straßen an der Küste waren ziemlich menschenleer und nur wenige Autos fuhren. Panikausbrüche haben wir nicht gesehen.

Da dies aber gerade am Abend vor unserem Arbeitseinsatz geschah, hatten wir alle ein komisches Gefühl im Bauch. Dies hielt uns jedoch nicht davon ab, unsere geplante Reise ins Krankenhaus Hambantota anzutreten, in das Gebiet, das vom Tsunami am 26.12.04 besonders stark betroffen wurde.

Wir fuhren von Colombo aus an der Küste entlang. Viele zerstörte Landstriche haben wir uns angesehen. Die Aufräumarbeiten waren enorm fortgeschritten im Vergleich zu meiner ersten Reise vor vier Wochen. Viele Zelte und Trinkwassercontainer standen zwischen den Ruinen, auch schon viele aufgebaute Holzhütten, rege Aufbautätigkeit wechselte mit Tristesse und Trümmer, um die sich niemand kümmerte.

In Bentota besuchten wir eine Grundschule, die total weggespült worden war und Dank vieler Spenden bereits wieder aufgebaut ist. Der Direktor hatte uns um Hilfe gebeten, für die vielen Dinge, die noch fehlen. So überreichten wir eine Geldspende für die Anschaffung von Sportutensilien. Wie uns der Direktor erklärte, trauerten seine Schüler besonders den Bällen und ihrer Cricketausrüstung nach.

 Am frühen Abend kamen wir in Hambantota an und fuhren sofort ins Krankenhaus. Wir inspizierten die noch verpackten beiden Generatoren, die fünf Wasserpumpen, das Ultraschallgerät und das sonstige Zubehör und legten den Arbeitsplan fest. Die nachfolgenden Tage waren durch intensive Teamarbeit bestimmt, von morgens bis abends.

Das Ultraschallgerät wurde fürs Krankenhaus entsprechend einprogrammiert und anschließend problemlos in Betrieb genommen, die zuständigen Kolleginnen und Kollegen der entsprechenden Abteilungen von mir eingewiesen und Patienten untersucht.

In der Zwischenzeit arbeiteten die beiden Techniker der Feuerwehr mit meinem Sohn und meinem Freund im Hof des Krankenhauses. Die tonnenschweren Stromgeneratoren wurden auf die vorbereiteten Fundamente transportiert, einer vor die Neugeborenenstation und der zweite dient als weitere Verstärkung für den OP-Trakt. Die örtliche Behörde vom Elektrizitätswerk hat unsere Anlage geprüft und einwandfrei genehmigt. Als die sanften Riesen, getrieben von mächtigen Dieselmotoren auffallend leise ihre vorbestimmte Arbeit übernahmen, war das wahrlich Musik in unseren Ohren.

Ebenso wurden die vier Frischwasserpumpen installiert und in Betrieb genommen. Die transportable Schmutzwasserpumpe war auch sehr willkommen und kann je nach Bedarf an verschiedenen Orten eingesetzt werden.

An dieser Stelle möchte ich ein großes Lob den sehr fleißigen Technikern der Feuerwehr Wörnitz, Herrn Albert und Herrn Scholtyssek aussprechen, die in großer Hitze und sicher so manches Mal unter erschwerten Bedingungen großartige Leistung lieferten. Sie meinten auch,

 dass die jetzigen Maschinen zu einem späteren Zeitpunkt nach Bedarf mit einem stärkeren Generator fürs ganze Krankenhaus problemlos zusammengefügt und entsprechend betrieben werden können. Froh waren wir auch über die Mithilfe unseres Sohnes Stefan, der ein paar Tage frei hatte und sowohl bei den Außenarbeiten an den Geräten als auch bei der Programmierung des Ultraschallgerätes einspringen konnte. Enorm wichtig war auch die Unterstützung meines Freundes Herrn Pandithage, der sein Auto zur Verfügung stellte, durch seinen Beruf als Ingenieur wichtige Hilfestellung leistete und vor allem als Übersetzer enorm wichtig war und unseren Feuerwehrleuten so manche Eigenheiten seiner Landsleute erklären konnte.

Des weiteren wurden mit dem Chefarzt und der Verwaltung des Krankenhauses Pläne erörtert zur Neueinrichtung einer Endoskopieabteilung. Bisher müssen die Menschen für eine Magen- oder Darmspiegelung entweder nach Galle dafür reisen  oder nach Colombo, das bedeutet eine agesreise oder noch länger, für Leute aus entlegeneren Gebieten, die ja meist auch über kein eigenes Fahrzeug verfügen. Ein Arzt, der drei Jahre in Colombo gearbeitet hat, könnte diese Untersuchungen auch vornehmen.

  Das Basis Hospital Hambantota hat über 300 Betten und versorgt die Stadt selbst und auch die angrenzenden Distrikte im Süden und Südosten Ratnapura, Moneragala und Matara. Insgesamt sind das etwa 650 000 Menschen. Ins Krankenhaus kommen täglich 400 bis 500 Patienten zur ambulanten Versorgung. Wir haben die enormen Menschenschlangen mit großem Staunen immer wieder beobachtet.

Das Krankenhaus ist eine Einrichtung der Grundversorgungsstufe mit Innerer Medizin, Chirurgie, Kinderabteilung, Gynäkologie, Geburtshilfe mit Frühgeborenenstation, Intensivmedizin (die einzige Abteilung, in der es eine Klimaanlage gibt), sowie Belegabteilungen für Radiologie, HNO und Psychiatrie. Ich konnte bei meinem jetzigen Besuch mit den zuständigen Fachärzten der genannten Abteilungen Visiten machen und mich über ihre Versorgungsprobleme informieren. So herrscht zum Beispiel ein großer Mangel an Ärzten für Psychiatrie und den entsprechenden Medikamenten auf diesem Sektor, so dass viele Überlebende der Tsunamikatastrophe ungenügend versorgt werden können.

Nach den schlechten Erfahrungen, die wir mit diesem Hilfstransport im Flughafen und bei den Behörden machen mussten (wochenlange Verzögerung, immer wieder Geldforderungen, die nur mit Mühe verhindert werden konnten, ständige angebliche Gesetzesänderungen der Einfuhrbestimmungen), stellte ich am letzten Tag in Hambantota  einen schriftlichen Antrag und die Bitte an den Premierminister des Landes,  damit der zweite Hilfscontainer mit Feldbetten, Krankenhausbetten, Rollstühlen, Krücken, Kinderkleidung, Spielzeug, Brillen, Hörgeräten, Bettwäsche, Mediamenten, usw. zollfrei und ohne jegliches Hindernis auf die Insel gebracht werden kann. Diese Hilfsgüter sind bestimmt für das Krankenhaus in Hambantota und ein kleines Provinzkrankenhaus in Nilaveli im Nordosten des Landes. Die Kinderkleidung und das Spielzeug soll in Waisenhäusern verteilt werden.

Außerdem wurden bei einem Treffen mit dem Oberbürgermeister der Stadt die Voraussetzungen erörtert für eine mögliche kommunale Partnerschaft.

Auch unsere Fischerfreunde aus der Nähe von Nilaveli bzw Trincomalee haben wir wieder getroffen. Den Familien, denen wir bisher halfen geht es gut. So hat ein Fischer z.B. von unserem Geld eine Tiefkühltruhe gekauft, in das er Fleisch einlagert und verkauft. Wir haben noch einmal einen größeren Geldbetrag gegeben, der besonders hilfsbedürftigen  Familien zugute kommen soll, Herr Muthalif und Herr Hassandeen haben uns ihr Wort gegeben, das Geld entsprechend weiterzuleiten. Sie haben uns erzählt von Familien, die den Vater und damit den Ernährer verloren oder anderen, die vor Schock und Verzweiflung über familiäre Verluste nicht ein noch aus wüssten. Sie gaben uns auch ein Schreiben an die hiesige Bevölkerung mit, um ihrer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen.

Das Fischerdorf Gopalapuram, aus dem sie stammen und das wir mehrmals besuchten, existiert praktisch nicht mehr. Ca 700 Menschen lebten dort, in der Mehrheit Muslime und Tamilen, etwa ein Drittel der Bevölkerung überlebte den Tsunami nicht, wobei besonders viele Kinder starben. Laut ihren Angaben müsste aus ihrem Flüchtlingslager niemand mehr in Zelten leben, eine Hilfsorganisation stellte Hütten zur Verfügung. Nur seien diese aus Metall und bei der enormen Hitze dort fast unbewohnbar. Hunger leiden müsse auch niemand, die Bedürftigen bekämen Lebensmittel von der Regierung. Die Fischer dürften ihre Häuser aber nicht mehr am Strand aufbauen, diejenigen, die vorher ein Grundstück am Strand besaßen, bekämen von der Regierung ein Stück Land als Ausgleich. Unser Freund erzählte, dass die wenigsten eigenes Land besaßen, wo sollten sie jetzt also hin. Außerdem „was soll ich mit einem Stück Land im Dschungel“? Tatsache ist, dass diese Menschen sich untereinander sehr viel helfen, das haben wir selbst oft erlebt, so dass wir das Geld mit gutem Gewissen in seine Hände geben konnten.

Wir erklärten, dass es schwierig sei, mit Geld einzelnen zu helfen, wir würden lieber etwas tun, wovon mehrere profitierten. Da sie von unserer Aktion im Krankenhaus Hambantota wussten, baten sie dringend um Hilfe für ihr kleines Stadtkrankenhaus in Nilaveli. Wir versprachen einige der Güter aus unserem Hilfscontainer, sie wollten uns auch beim Transport der Güter helfen. Wenn wir das nächste Mal die Insel besuchen, werden wir uns das Krankenhaus auf alle Fälle anschauen. Ihren Beschreibungen nach ist Hilfe mehr als dringend nötig. Auch die Waisenhäuser dort seien total überfüllt und in erbärmlichen Zustand, wir versprachen ihnen Kinderkleidung und Spielzeug aus unserem Container und auch finanzielle Hilfe, worüber sie sehr glücklich und äußerst dankbar waren und zum wiederholten Male ihre Grüße und ihren Dank an die hiesige Bevölkerung weitergeleitet wissen wollen.

Unser nächster Arbeitsbesuch ist in den Pfingstferien geplant, da dann der große Schiffscontainer ankommen soll.

 

Dr. med. Vasanta Ganepola                                                                Neusitz, den 05.04.05

Kirchfeldring 26

91616 Neusitz

See all of these links:

www.Ganepola.de
https://talentsold.doctorsdome.center///DocPresentations/Ganepola/GanepolaVasantha+GAP.htm
https://talentsold.doctorsdome.center///newsletter/2005/newsletter200501.htm
https://talentsold.doctorsdome.center///Press/20050117BeneficialRecital.htm
https://talentsold.doctorsdome.center///Press/20050118BeneficialRecitalSriLankaReport.htm

Dr. Ganepola's report after first helping trip pictures!

Reisebericht 25.3.-3.4.2005 (German text of his second report March/April 2005)

[ElloIntern/CallForAction.htm]