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Since 1995 own poems
since 2005 publication in print media, see list: http://www.lobisch-delija.de/html/bibliographie.html

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Hypomane Nachschwankung

Niemanden bemerkt
der die Früchte meiner Logorrhoe
einsammelte
aufkehrte die Silben hinter mir
mitsamt der gefallenen Buchstaben
eben noch al dente zwischen den Zähnen
für die Buchstabensuppe
trotzdem zu zahlreich


 
Zahlengrab
[für Pr. Dr. Albrecht Beutelspacher]

Zehn minus drei freche Raben
haben die Zahlen vergraben
doch unter dem vierten Gefieder
wacht noch die liegende Acht

Herr Ober ruft’s Zahlen!
Doch sind keine da im Lokal
zahllose Wirte raufen sich Haare
und rufen nach Hilfe und Rechnungshof

Nur der Professor A.B. vom Mathe-
matikum ganz in der Nähe der Lahn
holt die Ersatzzahlen aus dem Tresor
(mit denen niemand gerechnet hat)

Noch unter dem vierten Gefieder
versteckt sich die liegende Acht -
aber wer braucht jetzt noch
die ganze Unendlichkeit !?
 
Sommerregen (1995)

Blätterrauschen, Wolkengrau
Wipfel fingern in den Himmel
Schwarze Sonne leergebrannt
Vögel kuscheln sich ins Dunkel
heiße Lüfte atmen aus

Reglos wie im Herz der Tropen
blinken Augen. Federflirren:
Windspiel lockt und Katzen lauern.
Schwüle steht auf den Terrassen
Wolkenschatten treiben oben

Hörst in Ästen Laken flattern
Tote ächzen in den Bäumen
Häuser schlagen Läden zu.
Schließ die Augen nicht zu lange
Räder hart auf Pflaster rattern

Bleiern will der Himmel fallen
sondert schweres Tropfenblut
Sprungbereite Böen kauern
heulen plötzlich mit den Schauern
strömend warmer Regenflut

Schau nach oben – Wolkenfetzen
über dir am Himmel jagen
Gullis murmeln, Rinnen speien
Wasser trieft dir von den Brauen:
Laß dir Stirn und Seele netzen

Plötzlich strahlt der Himmel wieder
Sonne - wieder neu entbrannt
Zieh die Finger durch den Scheitel
Feuchte klebt dir noch im Kragen
Wärme strömt durch alle Glieder!


 

Abend in San Francisco [August 1997]

Noch am Abend trete ich vor die Tür des Hotels
sofort strömt mir der Wind um die Schläfen
und gebannt hänge ich im Getriebe
der 2. Straße. Die gebrochene Abendsonne
wirft Waffelmuster zu Boden

Der Bell-Captain hat den imperativen Lockruf
zwischen den Zähnen. Die metallene Flöte
trägt weit und lässt weiße Limos herbeischweben.
Ich gehe zu Fuß. Durch Chinatown
gelange ich schwitzend zu Fisherman's Wharf

Seelöwen stinken an Pier 39 zu Hunderten
gegen den Wind. Touristen ohne Geruchssinn
staunen zu Tausenden
Alcatraz blinkt hinter den Möwen
und kreuzenden Seglern

Bettler! Sie überfluten die Stadt –
ihr Verhältnis zu Schwulen ist tausend zu eins
oder größer. Verloren, vom Leben zerstörte Gesichter
lungern sie überall

Der Einkaufswagen, an dem sie hängen
trägt ihre ganze Habe. Für Hoffnungen
bleibt keine Ablage

Einige schmelzen dein Gewissen
bis auf den Grund. Andere
hadern im Selbstgespräch

Wenn sie dich anblicken
flehen sie nicht. Erloschen
streunen sie weiter wie vergessene Tiere...
Sie lehnen wie Unrat. Auf den Bänken
versinken manche in die Schatten der Bäume

Niemand, der sie hetzt. Gleichgültig
hasten die Geschäftigen durch ragende Blocks
von deren Zinnen Stars and Stripes wehen

Die Abendsonne
spiegelt sich in den gläsernen Flächen
Oben ist Licht. Inmitten der Schluchten
kehre ich heim in mein Refugium
Man hält mir die Tür auf
 

Sonntagstraum

Ich nehme Asyl im eigenen Leib

die rauchenden Fährten
veraschen im Ried

wo Reiher die Hälse recken
Hansasilber blinkt und
Kondensstreifen wolkig verduften

in Rückenlage Blau für Blau
in die Wimpern vertropft

die trinken und halten.
 

Wir sind frei

Sie sperren uns aus
aus ihrem Gefängnis
in einen gekalkten Käfig
3x3 Schritte von Tür zu Fenster
und Wand zu Wand
damit wir ihnen nichts anhaben
in ihrem gesäuberten Biotop
aus dem es auch für sie
kein Entrinnen gibt

Uns wird das Mondlicht gesiebt
und an den grauen Rändern
unseres Gevierts
bricht die tausendfältige Nacht
ihr Schweigen
nur für uns
und stiehlt sich in unsere Träume

in denen wir von den Klippen stürzen
ohne wirklich zu sterben --
dann wachen wir auf
schweißgebadet
und froh, dass wir am Leben sind

in jenem vertrauten Alptraum
den wir uns als Heimat
zurechtgelegt haben
frei von der befremdlichen Welt
 

press article from April 20th 2008

"art come from skill" says Michael Lobisch-Delija who has worked on poems since he was pupil at basic school. After getting in touch with "Mittelhochdeutsch" (early german). He had a breakthrough of professional activity as WriterDoc since 1995 publishing his works in different print media.

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